Vom ersten Wort zur leserlichen Schrift
Wenn Kinder anfangen zu schreiben, sehen die Buchstaben, ähnlich wie die ersten Schritte eines Kindes, noch recht wackelig aus. Damit das Geschriebene aber für jeden lesbar ist, werden neu gelernte Buchstaben immer wieder in die vorgegebenen Zeilen übertragen und sollen dabei möglichst aussehen wie die gedruckte Vorlage. Dieses Abzeichnen ist im ersten Schritt für Kinder wichtig, um das Aussehen und die Größenverhältnisse der Buchstaben kennenzulernen. Wenn es allerdings ans wirkliche Schreiben geht, sollte der Fokus nicht auf der perfekten Form liegen, sondern auf der Lesbarkeit.
Wo liegt der Unterschied zwischen formschön und lesbar?
Eine lesbare Schrift zeichnet sich dadurch aus, dass Buchstaben auch von Dritten eindeutig und schnell erkannt, d. h. gelesen werden können. Das ist dann möglich, wenn die ausschlaggebenden Charakteristika eines Buchstabens eingehalten werden. Ein Beispiel: Ein E besteht aus einem langen Strich mit drei kürzeren Strichen quer dazu, die oben, mittig und unten ansetzen. Das sind die Charakteristika des Buchstabens E; wenn diese eingehalten werden, ist der Buchstabe auch lesbar, wenn der mittlere Querstrich etwas nach oben oder unten rutscht oder die Querstriche nicht perfekt bündig am langen Strich stehen. Dies sind individuelle Toleranzbereiche, welche sich in jeder Erwachsenenschrift finden und am Ende die persönliche Handschrift ausmachen. Deshalb sollte diese Entwicklung bei Kindern nicht unterbunden werden, auch wenn die Schrift per Definition vielleicht nicht perfekt ist. Vielmehr gilt es, dem Kind verständlich zu machen, wann ein Buchstabe lesbar und erkennbar ist und wann nicht mehr. So wird ein E mit nur zwei Querstrichen leicht zum F.